Unsere Reise ist noch nicht zu Ende!
Wir kommen wieder!
Nach ca. 130 Kilometer erreichen wir die Norwegische Grenze und juchhee wir sind im Land der Mitternachtssonne. Bei strömendem Regen erleben wir eine wunderbare Hochebene mit unendlichen Weiten. Die Landschaft wird rauer, felsiger, überall sprudelt Wasser in Form von Bächen oder etwas größeren Flüssen aus den umliegenden Felsen. Das letzte Stück der Fahrt führt durch eine Art Canyon mit steil aufragenden Steilwänden. In Alta treffen wir auf den Altafjorden. Ein bedeutender und tragischer Ort im zweiten Weltkrieg. Die Scharnhorst, ein kampfstarkes Kriegsschiff der deutschen Armee, war hier stationiert, bevor es von der britischen Flotte versenkt wurde. Viele tausend Soldaten der Russen, Deutschen und Briten kamen hier ums Leben. Ein sinnloser Tod. Eine kleine Ausstellung in der Nordkaphalle erinnert daran.
Wir übernachten auf dem Solvera Camping bei Alta und freuen uns, dass Meer zu riechen und die ersten Muscheln am Ufer zu finden.
Nachdem wir Schweden und einen kleinen Teil Finnlands durchfahren haben und so viele großartige Eindrücke gewinnen konnten, glauben wir, eine Steigerung der Landschaft ist nicht möglich. Aber wir haben es schon geahnt. Die westliche Finnmark ist überwältigend. Unendliche Weiten mit tief hängenden Wolken und Nebelschwaden, Flüsse, Bäche, kleine und große Wasserfälle, Birkenwälder mit Birken, die klein und bizarr aussehen, aber wunderschön sind. Als wir auf den Porsanden Fjord treffen löst sich der Nebel und wir haben einen traumhaften Blick auf das Wasser. Die Straße zur Mageroya Insel, wo das Nordkap liegt, führt direkt am Fjord entlang. Die steilen Felsen links der Straße haben ein interessantes Gestein. Es erinnert an schichtverleimtes Holz und schimmert in tollen Farben. Endlich erreichen wir die Nordkapinsel. Wir fahren 200 Meter tief unter dem Meer hindurch und tauchen nach 6,7 km wieder auf. Wir können es kaum fassen, nur noch wenige Kilometer trennen uns von dem Ziel NORDKAP.
Die Fahrt über Arvidsjaur, bei strömendem Regen, ist anstrengend und bietet wenig Gelegenheit, die abwechslungsreiche Landschaft mit unzähligen Seen und dichten Wäldern zu bestaunen. Wir treffen auf unseren ersten Elch. Die E45 ist zum Glück weiterhin in einem sehr guten Zustand und der Verkehr immer noch gering. Da die Tankstellen so langsam rar werden, haben wir den Benzinverbrauch immer im Blick und tanken bei jeder sich bietender Gelegenheit.
Am 7. Tag der Reise sehen wir die ersten Rentiere und erreichen den nördlichen Polarkreis, POLCIRKELN, die südlichste geographische Breite, wo die Mitternachtssonne bei der Sonnenwende sichtbar wird. Ein wirklich tolles Gefühl an diesem Punkt zu sein. In Karesuando an der Finnischen Grenze werden wir bei unserem ersten Stopp von unbeschreiblichen Mückenschwärmen empfangen. Wir finden einen einfachen Campingplatz für nur 10 Euro die Nacht und sind sehr zufrieden. Allerdings, obwohl wunderbarer Sonnenschein, ist an ein langes draußen Sitzen nicht zu denken. Der Mückenterror lässt es einfach nicht zu.
Über die Brücke des Könkamäälven kommen wir am nächsten Morgen in Finnland an. Es gibt keinerlei Kontrollen, nur die Hinweisschilder zeigen uns, dass wir nicht mehr in Schweden sind. Die Fahrt führt uns bei diesigem Wetter zum Pikefossen Wasserfall am Kautokeinoelva Fluss, einer der besten und größten Lachsgewässer in Finnland.
Storforsen, die mächtigen Stromschnellen in Schwedisch Lappland, sind unser nächstes Ziel.
Mit einer Länge von 5 Kilometern und 82 Meter Fallhöhe ist der Storforsen eine ganz besondere Sehenswürdigkeit der Natur. Bis in den 90iger Jahren wurde die Flößerei auf dem Fluss betrieben. Der umliegende Strandwald zeigt eine reiche Fauna und Flora.
Der Campingplatz mit angrenzendem 4Sterne Hotel liegt direkt am Storforsen. Das Rauschen ist allgegenwärtig. Wir verbringen zwei Nächte auf dem Platz und erleben bei sonnigem Wetter einen tollen, überwältigenden Tag am Fluss und Wasserfall.
Unsere Mittagspause verbringen wir an einer kleinen Holzkirche bei Älvros. Der Innenraum ist bunt und wunderschön bemalt, gegenüber bestaunen wir einen alten Bauernhof, jetzt mit Cafe, aus dem 16. Jahrhundert.
In Östersund treffen wir das erste Mal während dieser Reise auf Norwegen, die E14 führt nach Trondheim. Wir fahren aber weiter auf der E45 bis Hoting, wo wir auf einem kleinen Campingplatz am See für nur 16 Euro übernachten. Es herrscht eine wunderbare Ruhe und Beschaulichkeit. Am Morgen nehme ich ein Bad in dem anliegenden glasklaren See. Einfach nur herrlich. So langsam gewöhnen wir uns wieder an das freie, unabhängige Campingleben im Wohnwagen.
Auf dem Kirkeporten, Europas nördlichster Campingplatz, schlagen wir für die nächsten Tage unser Lager auf. Die erste Nacht erleben wir bei voller Mitternachtssonne. Da fällt das Schlafen schwer. Wir besuchen das Nordkap dreimal. Es ist beeindruckend und überwältigt uns. Wir haben es geschafft, einen Traum wahr zu machen. Der Felsen liegt bei allen Besuchen in dichtem Nebel, aber das stört uns nicht besonders. Sonne kann jeder! Die Nordkaphalle bietet einen interessanten Film über die verschiedenen Jahreszeiten am Kap mit phantastischen Aufnahmen. Eine Lichtshow dokumentiert das Polarlicht. Außerdem gibt es ein Thaimuseum, ein Cafe und natürlich einen Souvenirshop. Eine kleine Kapelle lädt zum Verweilen und Inne halten ein. Beeindruckend ist das Projekt Children of Earth. Im Hauptort Honnigsvag treffen wir auf die Hurtigruten und sammeln wunderbare von den Wellen glatt geriebene, sich weich wie Samt anfühlende Steine am Strand.
Leider können wir unsere Reise in Norwegen nicht wie geplant fortsetzen. Ein Sturz mit einem Beinbruch als Folge setzt der Reise ein unerwartetes Ende. Wir verbringen noch zehn Tage im Krankenhaus in Hammerfest, wo wir Norwegen mit seinen freundlichen Menschen auf eine andere Art kennen lernen dürfen. Diese Zeit werden wir wohl nie vergessen.
Nach ruhiger Überfahrt starten wir entspannt am 2. Tag von Göteburg über Trollhättan nach Karlstad . Wir durchfahren das geschichtsträchtige Värmland mit wunderschönen Ausblicken auf Blumenwiesen, vielen landwirtschaftlichen Gehöften mit den typisch roten und gelben Schwedenhäusern, dichten Wäldern, lichten Birkengruppen und riesigen Steinen aus alter Zeit, bedeckt mit Moosen und Flechten. Am Abend erreichen wir nach 500 Kilometern Orsa Camping direkt an einem See gelegen.
Nach der ersten Nacht, in der es nicht dunkel wird, fahren wir weiter, immer auf der E45, durch eine Landschaft wie im Bilderbuch, unzählige Seen umgeben uns, dazu ein wunderbarer Himmel mit tollen Wolkenformationen. Die Straße ist wenig befahren, selten fährt ein Auto vor uns, überholt werden wir schon gar nicht.
Traumreise Nordkap 2016
Auf zum Nordkap. Start am 29. Juni 2016 in Hannover. Mit der Stena Line Fähre geht es am Abend von Kiel nach Göteburg in Schweden. Ein wunderschöner Anfang mit herrlichem Sonnenuntergang, klarem Licht und der Freude in uns, endlich mal wieder nach Skandinavien zu reisen und dann gleich für geplante sechs Wochen.